Wem sonst als Dir
Film, 2020
Regie: Silvina Buchbauer
Texte: Brief an Susette Gontard, 1799 und „Hyperion“ von Friedrich Hölderlin
Musik: „SLOW – Scardanelli Lieder ohne Worte“ von Boris Bergmann
Kamera, Tonmischung: Boris Bergmann
Sprecherin, Kamera, Bildbearbeitung, Montage: Silvina Buchbauer
Was kümmert mich der Schiffbruch der Welt…
Es ist aus, Diotima!
…wie eine Seuche, tobt die Raubgier… und wer nicht auch das Schwert ergreift, wird verjagt, geschlachtet und dabei sagen die Rasenden, sie fechten für unsre Freiheit. …Wie es weiter werden soll, das weiß ich nicht.
…Dies Herz ist dir versiegt, und meine Augen sehen das Lebendige nicht mehr. Ein Tag hat alle Jugend mir genommen;
Ich möchte dir sagen, gehe dahin, gehe dorthin; da rauschen die Quellen des Lebens. Ich möcht ein freier Land, ein Land voll Schönheit und voll Seele dir zeigen und sagen: dahin rette dich! Aber o Himmel! könnt ich dies, so wär ich auch ein andrer und so müßt ich auch nicht Abschied nehmen …
…wo ein Volk das Schöne liebt… da weht, wie Lebensluft, ein allgemeiner Geist, da öffnet sich der scheue Sinn, der Eigendünkel schmilzt… und groß sind alle Herzen. Die Heimat aller Menschen ist bei solchem Volk und gerne mag der Fremde sich verweilen. Wo aber so beleidigt wird die göttliche Natur und ihre Künstler, ach! da ist des Lebens beste Lust hinweg, und jeder andre Stern ist besser, denn die Erde. Wüster immer, öder werden da die Menschen, die doch alle schöngeboren sind; der Knechtsinn wächst, mit ihm der grobe Mut, der Rausch wächst mit den Sorgen, und mit der Üppigkeit der Hunger und die Nahrungsangst; zum Fluche wird der Segen jedes Jahrs und alle Götter fliehn…
So dacht´ ich. Nächstens mehr.
HYPERION, HÖLDERLIN
„Musik einer Ahnung“, so bezeichnete Stefan Zweig den HYPERION, ein „Unroman“, in dem „verschiedene Schichtungen der Jahre und des Empfindens chaotisch durcheinandergehen, …die Trümmer einst gedachter Gedanken, ein nicht zu Ende geträumter Traum – “
Hyperions Suche nach dem Weg ins Offene, die Aktzeptanz und somit Auflösung scheinbarer Widersprüche in und um uns, sind Hölderlins literarische Antwort auf seine vielzitierte Frage: „Wozu Dichter in dürftiger Zeit“?